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03.10.2009:
Das Calvin-Jahr geht seinem Ende entgegen ...

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Aktuelle Ereignisse, aktuelle Themen und Ankündigungen

Hier finden Sie alles, was sich an Neuigkeiten ergeben hat. Dies können zum Beispiel anstehende Veranstaltungen oder Ereignisse aus dem Gemeindeleben sein, aber auch Themen, die zwar zeitlich gesehen schon recht "alt" sind, die aber an Aktualität nie verlieren werden.

In Bremen ist die Hölle los (Juni 2009)
Verehrte Geschwister,
"In Bremen ist die Hölle los" - mit diesem Ausspruch begrüßte mich ein Bekannter, den ich zufällig am Bahnhof Vegesack traf, wo er gerade den Regionalzug verließ, in den ich - Richtung Kirchentag - einsteigen wollte.
"In Bremen ist die Hölle los" - diesen Ausspruch muss man nicht teilen, wenn es um den gerade ausgeklungenen 32. Deutschen Evangelischen Kirchentag geht. Aber was teilweise durchaus "höllisch" war, war die Vorarbeit: das Organisieren, das Planen, das Aufbauen. Und aus diesem Grund bin ich gebeten worden, unseren Pastor ein wenig dadurch zu entlasten, dass ich, der Ältestenprediger der Gemeinde, dieses Mal das Grußwort für den Gemeindebrief schreibe.
"In Bremen ist die Hölle los" - nein, das muss man wirklich nicht unterschreiben. In der Hölle - deren Existenz eh eine etwas fragwürdige Vorstellung ist - wird es kaum so friedlich zugehen, wie es vom 20. bis zum 24. Mai in unserer Stadt der Fall war. Man muss dabei gar nicht auf die "kostenlosen Umarmungen" verweisen, die einem von Zeit zu Zeit in der Innenstadt angeboten wurden, und über die ja auch die Presse berichtete. Nein, die gesamte Stimmung in der Stadt war friedlich, freundlich, gar herzlich. An allen möglichen Ecken wurde gesungen, gelacht, man saß in Gruppen auf Rasenflächen, lernte fremde Menschen und deren Weg zum Glauben kennen. Auch das Wetter spielte größtenteils mit und hüllte die fröhliche, freundliche Stimmung in Sonnenschein, welcher sich in zufriedenen, dankbaren Gesichtern spiegelte.
"In Bremen ist die Hölle los" - vielleicht war dies alles, vielleicht war diese kirchliche Großveranstaltung aber auch ein wenig zu friedlich. Wenn es in den Podiumsdiskussionen einmal kritisch und richtig inhaltlich wurde, stellte der Moderator schnell eine neue Frage, welche die ursprüngliche Diskussion umlenkte, oder letztere wurde durch Musik gänzlich abgebrochen. Neben den Friedensappellen gab es - sozusagen "gleichwertig" - einen Infostand der Bundeswehr, wie unser katholischer Bruder Eugen Drewermann zurecht anprangerte. Der Liedermacher Wolf Biermann nahm (aus nachvollziehbaren Gründen) gar nicht erst am Kirchentag teil. Fazit: neben aller Freundlichkeit und aller Gemeinschaft gab es auch "höllenhafte" Elemente (Stichwort: Bundeswehr) sowie Momente, in denen die Veranstaltung zu glatt, zu angepasst, zu friedlich war. Eine Kirche, die sich in der Nachfolge Jesu wähnt (welcher ja z.B. die Händler noch mit der Peitsche aus dem Tempel getrieben hatte), sollte nicht so sanft und kuschelig sein.
"In Bremen ist die Hölle los" - dieser Satz ist in der Gegenwartsform geschrieben, der Kirchentag ist jedoch bereits Vergangenheit. Trotzdem hat die Gegenwartsform ihre Berechtigung: in jeder Gegenwart nämlich sind wir aufgefordert, die höllenhaften Elemente in unserer Welt wahrzunehmen und zu bekämpfen. Das muss nicht mit der Peitsche sein - ein Kampf mit Worten und dadurch, Vorbild zu sein, ist zunächst vorzuziehen und als christlicherer Weg anzusehen. Aber diesen Kampf werden wir kämpfen müssen - Tag für Tag.
Oder, um es mit den Worten des Philosophen Günther Anders zu sagen: "uns schon heute getreulich nach den Maximen, den Geboten und Verboten zu richten, die unsere Enkel einmal im verzweifelten Kampf gegen ihren, von uns und ihnen verschuldeten Untergang aufstellen werden." (Ketzereien, S.110)
Leider hat der Kirchentag dazu wenig Anregungen gegeben. Aber die Hölle - nein, die Hölle war es nicht.

Es wünscht Ihnen eine sonnige Zeit
Ihr

Arne Hilke
Calvin selbst im Wort (März 2009)
Liebe Gemeindeglieder!
Das Jahr 2009 ist für unsere Gemeinde in mehrfacher Hinsicht ein besonderes Jahr - das wird Ihnen beim Durchblättern des Gemeindebriefes auffallen: Zwei Themen prägen eine ganze Menge der Seiten dieser Ausgabe: Zum einen der Deutsche Evangelische Kirchentag im Mai hier in Bremen - ihm sind die Mittelseiten gewidmet.
Zum anderen der 500. Geburtstag von Johannes Calvin - dem großen und doch so unbekannten Reformator. Er wurde im Jahr 1509 in Frankreich geboren, musste wg. seines Glauben fliehen und wirkte viele Jahre in Genf. Viel - und vor allem viel Falsches ist in der Vergangenheit und wird bis heute über ihn geschrieben - dabei ist in seinen Schriften so viel Hilfreiches und Wegweisendes zu finden, dass es sich lohnt ihn selbst zu Wort kommen zu lassen. Deshalb will ich Calvin in dieser Ausgabe das Grußwort schreiben lassen - mögen Ihnen seine Worte helfen ihn und was vor allem in seinem Sinne wäre - den Glauben besser zu verstehen. Deshalb zum persönlichen Kennenlernen einige Zitate von ihm:
"Die Güte Gottes ist untrennbar verbunden mit seinem Wesen, es für ihn unmöglich zu machen, nicht barmherzig zu sein."
"Glaube ist eine überzeugung, die der Gründe nicht bedarf, das ist ein Wissen, das seinen Grund in sich selber trägt, ja, auf dem das Herz sicherer und beständiger ruht als auf irgendwelchen Gründen; das ist ein Empfinden, das nur aus himmlischer Offenbarung entstehen kann. Ich rede von dem, was jeder einzelne Gläubige bei sich selber erfährt - freilich reichen meine Worte bei weitem nicht hin, um die Sache recht zu beschreiben!"
"Zur Einheit der Kirche ist es nicht erforderlich, dass überall dieselben kirchlichen Gebräuche und gottesdienstlichen Formen in Übung sind. Die Gemeinden haben, weil sie Christi eigen sind, darin Freiheit."
"Lasst uns doch in erster Linie, wenn wir zum Tisch des Herrn treten, wissen, dass es ein Geheimnis ist, das unser Begriffsvermögen übersteigt, und dass es deshalb erforderlich ist, hier dem Glauben Raum zu geben. Wir sollen wissen, dass das, was Menschen nicht zu begreifen vermögen, dennoch durch die geheime und unsichtbare Gnade des Heiligen Geistes verwirklicht wird."
"Gott will, dass ein Verhältnis und eine Gleichheit zwischen uns besteht, d.h. dass jeder mit dem Nötigen zu versorgen ist entsprechend dem Umfang seiner Mittel, so dass niemand zu viel und niemand zu wenig hat."
Es würde mich freuen, wenn wir bei der ein oder anderen Gelegenheit über Calvin und durch die Gespräche über ihn, über die Bibel und unseren Glauben miteinander ins Gespräch kämen.

Herzliche Grüße
Ihr

Pastor Ulrich Klein
Alles auf Anfang (Dezember 2008)
Liebe Gemeindeglieder!
Es fängt wieder an, das mit dem Kind. Wir warten wieder auf das Kind, welches schon dadurch die Welt von Grund auf verändert, indem es einfach die Herzen anrührt. Wir können wieder ganz neu darauf hoffen, dass Gott seine Welt nicht alleine lässt.
Alles auf Anfang, sagt man, wenn man noch einmal wie von vorne beginnen möchte.
Alles auf Anfang. Mit einem Kind fängt alles an.
Alles auf Anfang, könnte man am 1. Advent sagen. Und Gott stimmt ein in dieses: Alles auf Anfang. Ganz neu können wir wieder darauf hoffen, dass Gott seine Welt nicht alleine lässt; mich nicht alleine lässt. Die segnenden Hände seines Sohnes sind bei mir. Ich folge seinen Worten, seinem Willen. Ich versuche sein Mitgefühl im Teilen meines Besitzes und in aufrichtigen Worten. Ich sehe die anderen mit seinen Augen an.
So war Jesus. Selbst wenn er tadelte, liebte er noch. Meistens brennend. Versuchen wir erst gar nicht, ihn zu ändern oder auf irgendeine Seite zu ziehen.
Versucht nicht, mich zu ändern, könnte auch das Kind Jesus gesagt haben. Versucht nicht, aus mir etwas zu machen, was ich nicht bin. Versucht nicht, mich einzusperren in die Geschichte unseres Volkes, in die Religion unseres Volkes, in die Gewohnheiten und Bequemlichkeiten der Menschen um mich herum. Versucht es erst gar nicht.
Ich bin immer anders, könnte Jesus sagen, ein König ohne Land und Herrlichkeit. Ich bin immer anders, könnte Jesus sagen und zeigt es auch. Manchmal wehrt er sich, wenn man ihn auf eine Rolle festlegen will. Dann will er nicht Messias genannt werden, bevor sein Werk nicht vollendet ist. Dann will er schon gar nicht zum König gemacht werden von denen, die oben immer einen schmucken Herrscher brauchen, weil sie nicht nach unten sehen wollen, wo die Not ist. Er will einfach er selber sein, der Sohn des Vaters. Der Sohn des Vaters, der gesagt hat: Ich werde sein, der ich sein werde. Unvergleichlich. Und doch unverwechselbar.
Das bleibt Jesus wirklich: Unverwechselbar. Er gleicht keinem. Er ist nicht wiederholbar. Er war und ist und wird sein: Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit (Hebräer 13,8). Das ist der dem Christus Jesus angemessene Satz - so könnt er heute zu uns sagen:. "Versucht nicht, mich zu ändern.Aber versucht, mich zu verstehen. Versucht, meine Worte genau zu hören. Und versucht, mir zu folgen. Vor allem, wenn es schwer wird. Wenn alles dagegen zu sprechen scheint. Wenn alle sagen: Das ist doch verrückt - jetzt Liebe zu üben, barmherzig zu bleiben, jetzt mit dem Täter zu fühlen. Wenigstens ein bisschen. Es wird schon genug geschmäht. Da seid ihr doch bitte vorsichtig, zurückhaltend, wie das schöne Wort treffend sagt."
Bitte, versucht es, sagt Jesus. Ihr werdet nichts verlieren, sondern mehr Leben finden. Und mich, sagt Jesus. Mich findet ihr auch.
Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.
So klingt Advent und Weihnachten
Ich wünsche Ihnen und Euch eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und einen guten Start in das neue Jahr.

Herzliche Grüße
Ihr

Pastor Ulrich Klein
"Lasst uns laufen mit Geduld" - Hebräer 12,1 (Februar 2008)
Runter vom Sofa. Raus aus der Bude. Sportschuhe anziehen, die Walking-Stöcke geschnappt und dann los. Die ersten paar hundert Meter traben sich noch ganz locker. Aber dann: Der Atem wird knapp. Also langsamer. Ein Blick zur Uhr: Was, erst fünf Minuten?
Seitenstechen. Schwere Beine. Schweiß auf der Stirn. Warum tue ich mir das eigentlich an? Aber jetzt nicht gleich aufgeben. Weitermachen. Bis zur nächsten Kurve. Na also: Geht doch. Jetzt bis zur Straßenecke.
Schritt für Schritt. Na bitte: Immerhin schon eine Viertelstunde. Jetzt läuft 's sich gar nicht mal so schlecht. Heute mal bis zu Weser. Es ist wichtig, ein Ziel zu haben. Achtung: ein freilaufender Hund. Groß. Schwarz. Bedrohlich. Er bellt und knurrt. Wo ist bloß der Besitzer? Doch, da ruft er ihn schon, hält ihn fest. Schnell vorbei. Tief durchatmen vor der langen Strecke den Deich hinauf Das zieht sich. Das kostet Kraft. Das geht in die Beine. Aber jetzt nicht schlappmachen. Los, weiter. Das sind vielleicht noch drei Minuten. Da: die Weser.
Kurze Pause. Geht doch. Macht richtig Spaß. Die Muskeln spüren. Den Kopf freikriegen. Einfach immer weiterlaufen. Schritt für Schritt. Was, schon am Ziel? Morgen wieder. Oder spätestens übermorgen.
Walken - Bewegung ist angesagt. Regelmäßig und möglichst an der frischen Luft. Rekorde können die anderen aufstellen. Mir reicht es auch so. Ein bisschen was für die Kondition tun. Den inneren Schweinehund überwinden. Loslaufen. Nicht gleich aufgeben. Ausdauer entwickeln. Spüren: Das geht, das tut sogar gut. Ein Ziel haben - und ankommen, verschwitzt, aber glücklich.
Warum ich Ihnen davon erzähle? Nicht, weil ich Sie zum Laufen, Walken oder Joggen animieren möchte. Was mir gut tut, muss ja für Sie nicht unbedingt das Richtige sein.
Von meinen Erfahrungen erzähle ich Ihnen, weil Glauben und Laufen mehr miteinander zu tun haben als es auf den ersten Blick scheint.
Glauben heißt nicht nur, aber eben auch: Training, Einübung, gute Ausrüstung. Glauben heißt auch: Ausdauer, Dranbleiben, Durchhalten. Auf Widerstände stoßen - äußerlich oder innerlich. Manchmal müde werden und die Kraft verlieren und den Sinn nicht sehen und am liebsten stehen bleiben wollen, weil alles weh tut.
Glauben heißt aber auch: im Weiterlaufen neue Kraft gewinnen - wie durch ein Wunder. Schritt für Schritt einen Weg zurücklegen und dabei neue Erfahrungen machen. Den Kopf und die Seele freibekommen und durchatmen. Für mich heißt Glauben vor allem: an ein Ziel kommen, irgendwann, irgendwo. "Lasst uns laufen mit Geduld", heißt es im Hebräerbrief (12,1). Was gut ist: Der Glaubenslauf ist keine Sache für Einzelkämpfer. Vor uns, nach uns, neben uns, mit uns laufen andere in der "Gemeinschaft der Heiligen". Was noch besser ist: Wir laufen auf dem Weg, den ein anderer uns vorangegangen ist, durch alle Widerstände bis zum Ziel. Darum: "Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, damit ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst" (Hebräer 12,2). Manchmal ist Glauben wie Laufen. Nur nicht ganz so sportlich ...

Herzliche Grüße
Ihr

Pastor Ulrich Klein
Er ist auf Erden kommen arm... (Dezember 2007)
"Er ist auf Erden kommen arm, dass er unser sich erbarm und in dem Himmel mache reich und seinen lieben Engeln gleich."
So hat es Martin Luther 1524 in der sechsten Strophe seines Weihnachtsliedes "Gelobet seist du, Jesu Christ" gedichtet (EG 23).
Wohlstand ist ungleich verteilt. Arm und Reich - dieser Gegensatz prägt die Menschheit von alters her, und auch in unseren Tagen ist das Thema weiterhin aktuell. Das gilt für den ungleich verteilten Wohlstand zwischen Nord und Süd in der Welt. Die Diskussion über Armut und Reichtum hat aber auch unser Land erfasst: Wem und in welchem Umfang kann angesichts der angespannten Finanzlage Verzicht zugemutet werden? Gibt es auf der anderen Seite Gehälter, deren Höhe kaum noch zu rechtfertigen ist?
Jesus kommt unter ärmlichen Bedingungen im Stall von Bethlehem zur Welt. Ganz anders, als man sich zur damaligen Zeit die Ankunft eines bedeutenden Menschen, eines Stars, eines Helden, erst recht des Gottessohnes gedacht hatte. "Er ist auf Erden kommen arm", sagt Martin Luther. Das bedeutet für mich zweierlei. Ganz konkret: Wenn wir auf die Armut Jesu schauen, dann sollen wir unsere Herzen und Hände für die Armen dieser Welt öffnen - nicht nur an den Weihnachtstagen. Das heißt, Partei zu ergreifen für die, die sich in diesen Tagen z.B. keine Weihnachtsgeschenke leisten können.
Und darüber hinaus: Die Armut Jesu ist das Zeichen dafür, dass er alles hingibt, um uns reich zu machen. Wir bekommen, was wir uns nicht verschaffen können, weil es über unsere irdischen materiellen Möglichkeiten hinausgeht: Jesus will uns "in dem Himmel reich" machen, er versöhnt uns mit Gott und mit uns selbst und macht uns seinen "lieben Engeln gleich".
Was für eine wunderbare "Gleichmacherei"!
Welch eine kühne und grßartige Vision!
Wir werden reich beschert - suchen wir nach Wegen und Möglichkeiten, dass andere auch eine schöne Bescherung erleben können.
Wir feiern Weihnachten - und haben allen Grund dazu: Denn wir werden von Gott durch die Geburt Jesu reich beschert.
Gott sei Dank!
Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit wünscht
Ihr

Pastor Ulrich Klein
"Du sollst dich nicht zu Tode hetzen. - Dass die Seele nachkommt." (September 2007)

Hatten Sie einen schönen Urlaub?
"Naja", werden Sie vielleicht antworten, "...schon... Aber leider schon vorbei!"
Bei mir ist das auch so, und weil ich erlebe, wie der Alltag wieder beginnt, mich aufzufressen, möchte ich Ihnen und mir ein paar Tipps geben:
Bevor Sie und ich uns die neuen Reisekataloge ins Haus holen und vom nächsten Urlaub zu träumen beginnen, versuchen Sie doch mal, ein wenig vom vergangenen Urlaub in ihren Alltag zu retten:
Sie haben ein gutes Buch gelesen, weil es in Ihrem Zelt oder Wohnwagen keinen Fernseher gab. Warum nicht auch jetzt den Fernseher mal auslassen und zu einem Buch greifen?
Sie haben abends bei einem Glas Wein viel mit Ihrer Frau oder Ihrem Mann geredet? Was hindert Sie daran, das jetzt auch zu tun?
Sie haben gemerkt, wie gut Ihnen die viele frische Luft tat, und dass Sie deswegen gut schlafen konnten? Ist denn die Luft in unserem Wald oder am Weserstrand nicht auch gut? Warum nicht auch den Alltagstrott durch einen kurzen täglichen Spaziergang unterbrechen?
Sie waren auch mal im Gottesdienst, weil es an Ihrem Urlaubsort eine so schöne Kirche gab? Besuchen Sie doch auch mal wieder unsere Kirche oder den Gottesdienst in einer anderen Kirche. Auch hier gibt es schöne Kirchen.
Eine Anekdote erzählt, dass bei einer Himalaja-Expedition die einheimischen Sherpas nach drei Tagen anstrengender Wanderung in Richtung Gipfel am vierten Tag keine Anstalten machten aufzubrechen. Als der Expeditionsleiter erbost fragte, warum es nicht weitergehe, sagte ein Sherpa: "Heute müssen wir hier ruhen, Sahib. Es muss erst unsere Seele nachkommen."
Also, lassen Sie Ihre Seele nachkommen, lassen Sie den Urlaub nachklingen. Vielleicht gelingt es ja sogar, ein wenig vom Urlaub in den Alltag zu holen.
Was das mit Gott zu tun hat? Nun, am Ende seiner Schöpfung stand als krönender Höhepunkt die Ruhe am siebten Tag. Und das dritte Gebot kann man übertragen mit: "Du sollst dich nicht zu Tode hetzen."
In Vorfreude auf die eine oder andere Begegnung mit Ihnen grüße ich Sie herzlich.
Ihr

Pastor Ulrich Klein
Das Geschenk des Sommers: Ruhe (Mai 2007)
"Der Herr, der Gott Israels, hat seinem Volk Ruhe gegeben" (1Chronik 23, 25)

Liebe Gemeindeglieder!
Warum ist es in diesen Tag so schwer die Tür zu öffnen? - Der Sommer steht vor der Tür ...
Auch für die Menschen unter uns, die nicht verreisen, ist jetzt Gelegenheit, die Arbeit einmal ruhen zu lassen. Der so schön gepflegte Garten, der liebevoll gehegte Balkon, entfalten ihre volle Blüte erst, wenn man sich die Zeit nimmt, einfach mal still dazusitzen und sich an ihrer Schönheit zu erfreuen. Die Hände in den Schoß legen und über die Natur staunen - das ist das Geschenk des Sommers.
Vielen fällt das heute nicht mehr leicht. Zu sehr sind wir es gewohnt, ständig in Bewegung zu sein, um unseren Alltag zu meistern, unserer Arbeit nachzukommen.
Wie aus einer anderen Welt klingt dagegen ein Reisebericht aus Mexico: Ein Mann hatte dort eine seltsame Begegnung mit einem sonderbaren Menschen: einem südamerikanischen, halbindianischen Schuster. Als der Schuster von dem Reisenden den Auftrag bekam, dessen Schuhe zu besohlen, ging er erst in die Hütte und beriet sich mit seiner Frau. Nach einiger Zeit kam er zurück und lehnte den Auftrag ab. Seine Begründung war für den Europäer kaum fassbar: Sie hätten für diesen Tag noch genug zu essen, er würde erst morgen wieder arbeiten.
Beim Lesen mag sich jetzt bei Ihnen Protest regen: Das ist doch keine Einstellung zur Arbeit! So kann man ja nie zu etwas kommen! Kein Wunder, dass es mit der Entwicklung in diesen Ländern nicht weitergeht! Wie kann man diese Einwände entkräften? Die Lebensauffassung dieses Mannes ist uns einfach fremd und fern. In meinem Herzen regt sich jedoch auch Zuneigung für jenen Mann. Dieser Mensch kann etwas, was viele verlernt haben: zufrieden sein und die Ruhe pflegen. Er lebt nicht um zu arbeiten, sondern er arbeitet um zu leben. Ich kenne unter uns keinen Menschen wie ihn. Aber er gibt mir zu denken.
Zufrieden sein und die Ruhe pflegen. Sich Zeit nehmen, die anders ist als der Alltag. Den Ablauf der Woche, des Jahres unterscheidbar machen: Werktag und Sonntag, Arbeitszeit und Urlaub. Nicht den Sonntag zum heimlichen Arbeitstag machen, gleich allen anderen Tagen. Nicht den Urlaub hektischer und stressiger planen als den Rest des Jahres. Zeiten der Ruhe als Geschenk nehmen, um mit neuem Blick in die Welt zu sehen.
In den oft achtlos vergessenen Büchern der Chronik Israels im Alten Testament steht ein beachtenswerter Satz: "Der Herr, der Gott Israels, hat seinem Volk Ruhe gegeben" (1Chronik 23, 25). Zeiten der Ruhe sind wirklich ein Geschenk, wenn sie uns helfen mit neuen Augen sehen zu lernen. Wenn sie uns Anstoß geben uns und unser Leben, so wie es alltäglich läuft, neu zu bedenken. Wenn wir sie nutzen, um Kräfte zu sammeln für unser Leben miteinander und füreinander.
In diesem Sinne wünsche ich uns eine gesegnete Sommer- und Ferienzeit!
Ihr

Pastor Ulrich Klein
Wie kann Gott das zulassen?
Gedanken zur Passion (Februar 2007)

In den letzten Monaten geriet Bremen negativ in die Schlagzeilen - unter anderem durch das, was Kevin angetan wurde - bzw. was nicht für ihn getan wurde. In diesem Zusammenhang tauchte auch immer wieder die Frage auf: "Wie kann Gott das zulassen?" Eine Frage, die auch mir als Pastor immer wieder gestellt wird, wenn ich Menschen besuche, die schweres Leid zu tragen haben. Diese Frage ist in ihrer Tiefe sehr ernst und bitter, besonders, wenn sie von denen gestellt wird, die mehr leiden müssen, als ein Mensch eigentlich ertragen kann. Warum geschieht mir das? Warum muss ein hilfloses Kind so leiden? Habe ich denn etwas verbrochen? Oder gibt es am Ende gar keinen da oben und meine Qual ist schlicht sinnlos, nichts als ein dummes, blindes, anteilnahmsloses Schicksal? Sehen wir uns die Welt an: Krieg und Not und Hunger und Erdbeben, Kindesmisshandlung und gewaltsamer Tod ... Vieles ist menschengemacht, anderes wiederum, Naturkatastrophen etwa, gehen nicht oder nur bedingt auf unser Konto.

Wir verstehen es nicht: Gott hat doch gesagt: "Und siehe, es war sehr gut." Wir aber erleben, dass es so gut ja gar nicht ist. Hat Gott vergessen, gnädig zu sein? Hat er sein Erbarmen im Zorn verschlossen? Ist ihm vielleicht mehr oder weniger gleichgültig, wie's uns ergeht? Das sind biblische Fragen. "Wie kann Gott das zulassen?" Wer so fragt, ist existenziell betroffen und darf nicht mit einer schnellen Antwort abgespeist werden, wie gut und ehrlich sie auch gemeint sein mag.

Wie aber können wir - als Christen - auf diese Frage reagieren? Gibt es eine Antwort? Zunächst einmal gilt es, diese Frage auszuhalten, an der Seite des Menschen bleiben, der so fragt, Nähe zu zeigen und Zuwendung.
Und dann: Liegt nicht in der Frage schon ein Stück Antwort? Wenn Gott es zulässt, dann lässt er es - nur - zu. Er "macht" nicht das Böse, das uns geschieht. Er verteilt nicht, nach Art eines himmlischen Spielers, dem einen Krebs, dem anderen die Lottomillionen. Er gibt nicht dem einen Menschen 17 Monate Zeit, dem anderen 97 Jahre. Gott hat uns ins Leben gesetzt, und dieses Leben hat seine Gesetze. Wir wissen heute, wie viel unsere Erbanlagen regeln. Wir wissen um den Zufall der Geburt. Der eine wird da hineingeboren, wo man ihn liebt und fördert. Der andere fällt in eine böse Umgebung, wo er mit wenig Anteilnahme rechnen kann. Wie viele Kinder in unserem Land tragen diese Wunden der Vernachlässigung! Woanders wartet nur der Hunger. In jeder Sekunde jedes Tages stirbt ein Mensch an Hunger. Gott macht das nicht, er würfelt nicht und spielt nicht Schiffchen oder Menschen versenken.
Aber: Er hat diese Welt so geschaffen, dass Todes- und Chaosmächte in ihr wirken. Anders geht es nicht in der Schöpfung. Da erscheint uns manches als ungerecht, und wir verstehen es nicht.

Für uns als Christen eröffnet sich aber noch eine andere Perspektive: Gott lässt das Leiden zu, aber er selbst stellt sich an die Seite der Leidenden. Tiefer noch: er geht in alles Leid hinein! Er ist uns gerade da nahe, in uns, wo wir leiden müssen. Wo wäre der Sinn im Kreuz Jesu, wenn nicht in der Botschaft: Gott weiß. Er fühlt deinen Schmerz und er gibt ihm eine Richtung: auf Ostern hin, auf die Auferstehung hin - die Auferstehung deines Schmerzes ins Osterlicht hinein, wo kein Schreien und kein Tod mehr ist. Diese Antwort dürfen wir geben, uns selbst und anderen: Kein Leid der Welt ist Gott fern. Er hält auch - und gerade - das Leid in seiner Hand und wird es verwandeln. Mitten im Leben schon kann das geschehen.

Wir können die Frage "Warum lässt Gott das zu?" nicht wirklich beantworten. Wir können aber über diese Frage hinauskommen - aus ihr heraus, wie aus dem Grab ans Licht. Dies gelingt uns manchmal für uns selbst, im Beten und Hören auf Gottes Wort, und es gelingt uns da, wo wir einander bei der Hand nehmen, die Frage aushalten - aber nicht resignieren sondern immer wieder nach Wegen und Möglichkeiten suchen, Leid zu lindern und Leid zu verhindern. Denn dazu hat Gott uns das Leben geschenkt und an Ostern Jesus Christus auferweckt, dass das Leben dem Leben dient.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr

Pastor Ulrich Klein